Alexander Blöthner, Jens Grüner:

Bürgerliche Rittergutsbesitzer

Vom Aufstieg der Familie Adler im Oberen Vogtland und ihre Ausbreitung im Gebiet des heutigen Saale-Orla-Kreises

 

Um den Aufstieg der bekannten Familie Adler aus geheimnisvollen Ursprüngen zu den bedeutendsten Rittergutsbesitzern im sächsischen Vogtland haben sich inzwischen sogar Legenden gebildet, wie jene, wonach der Stammvater des Hauses sich im 17. Jahrhundert erfolgreich als Seeräuber betätigte, sich dann inkognito in eines der kontinentalsten Gebiete – die man sich überhaupt denken kann – nämlich ins sächsische Vogtland absetzte, wo er dann den Namen „Adam Adler“ annahm und mit seinen zusammengeraubten Reichtümern fortan ein Rittergut nach dem anderen zusammenkaufte. Anders – so die Argumentation – wäre es nicht zu erklären, warum die „Rittergut-Adlers“, wie sie in Unterscheidung zu ihren Nebenlinien von Familienforschern gerne genannt werden, stets so zurückgezogen wie möglich lebten, und sich mitunter gar als reine Bauern ausgaben. Und wenn sie ob ihrer überragenden intellektuellen Fähigkeiten [viele von ihnen waren Juristen] dann doch einmal in höhere Staatspositionen gelangten, dann hielten sie sich dort gesellschaftlich eher im Hin-


 grund.

Auch lehnten sie jede, ihnen angebotene Standeserhöhung, ja sogar den Adelstitel strikt ab. Ja sie verschlossen sich lange Zeit sogar jeglichen Versuchen von Genealogen, ihre Familiengeschichte zu erforschen. Erst nachdem der Zenit ihrer Besitzentfaltung überschritten war, nahm etwa Franz Adler 1868 eine Ehrung als „Ritter des königlich-sächsischen Albrechtsordens“ an.

Eingefleischte Adler-Forscher schmunzeln über solche „Räuberpistolen“. Denn was aus dem Niederschlag ihrer Besitzgeschichte im Schleppnetz der behördlichen Überlieferung eindeutig hervorgeht, ist, dass die Familie zu-nächst – längere Zeit als Rittergutspächter begegnet und sich dann – über einen Zeitraum von zwei Genera-tionen – stufenweise nach oben gewirtschaftet hat, bis sie endlich eigene Rittergüter besaß. Dessen ungeachtet, blieb sie aber stets an der Pachtung weiterer Rittergüter interessiert, war dies oft genug der leichteste Weg, bei etwaigen Konkursen oder Verkäufen durch Erbengemeinschaften selbst in deren Besitz gelangen zu können. Dass dies nicht immer ohne Kniffe und juristische Winkelzüge möglich war, liegt auf der Hand. So gelangten die Adlers über ihre Linien Hartmannsgrün, Rößnitz, Grobau und Unterlauterbach nach und nach in den Besitz von mehr als 30 [!] Rittergütern. Dabei erwarb die erstere Linie neben Hartmannsgrün bei Oelsnitz [1739-1803] noch Untermarxgrün oberen Teils [1766-1784], Brotenfeld [1775-1800], Groß-Erkmannsdorf [1775-1873] bei Burgk, Obergöltzsch [1780 bis nach 1890], Dröda [1795-1797], Unter-Plohn [1800-1898], Mechelgrün oberen Teils [1800-1817], Rodersdorf unteren Teils [1802-1803], Tausa [1804-1862] mit Bucha bei Knau [1808 und noch 1833], Ober-Plohn [1820-1898], Wildenau [1858-1898] und Schloditz [1838-1945] bei Plauen. Die Rößnitzer Linie hingegen gewann nach Rößnitz [1743-1945] noch Wöhlsdorf bei Ranis [1784-1831], Knau [1770 bis nach 1833], Waltersdorf bei Gera [1831 bis nach 1858], Wolfersdorf bei Berga [1843/44], Schneckengrün [1857-1885] sowie Ober-Rodersdorf [1842-1874] bei Plauen. Die Grobauer Linie indes erwarb 1766 lediglich das Rittergut Grobau nördlich von Hof und hielt es bis zum Jahre 1907. Die Unterlauterbacher Linie verbreiterte sich von ihrem, in Rittergut Adlershof“ umbenannten Stammsitz westlich von Auerbach [1744-1945] mit dem Erwerb der Rittergüter Coschütz [1784-1933], Untertreuen bei Auerbach [1810-1917], Mühltroff [kurzzeitig 1808], Mariney bei Oelsnitz [1827-1891], Elsterberg [1853-1909/nach 1920], Kleinberg und Stöckigt [1869] sowie Straßberg bei Plauen [1893-1938]. Keiner Linie zugeordnet werden können derzeit die Adlersitze Niederpolenz bei Meißen [Teilbesitz 1766], Leukersdorf bei Chemnitz [1858-1920], Rützengrün [1884], aber auch das von Adam (I.) Adler schon 1690 zeitweise in Pacht gehaltene und 1824 endlich erworbene Rittergut Mühlhausen bei Adorf [bis 1847].

    Ist es vielleicht die eine oder andere rechtlich zwar legale, moralisch aber umstrittene Kaperung“ eines Rittergutes gewesen, wodurch die Fama den Rittergut-Adlers später einen solchen Nachruhm bescherte? Wir wissen es nicht. Bekannt ist jedoch, dass sie mehrheitlich höchst effiziente Wirtschafter waren und auch in anderen Bereichen ein natürliches Talent für pekunäre Angelegenheiten besaßen. Was sie von gewöhnlichen Ritterguts-Ökonomen unterschied, war, dass sie schon frühzeitig auf die Bearbeitung von Großflächen fixiert waren, wozu sie oberhalb von Plauen große zusammenhängende Flächen erwarben und durch ihre Fröner gemeinschaftlich bearbeiten ließen, ähnlich wie es erst im Zeitalter der sozialistischen Landwirtschaft über die LPGs wieder üblich wurde. Indem sie als Rittergutsbesitzer und Pächter oft in einer Personen nicht alle ihre Besitzungen regelmäßig im Auge behalten konnten, hatten sie als besondere Inspektoren, ja Supervisoren, gewöhnlich ledig gebliebene Familienmitglieder eingesetzt, die dann zwischen den Gütern umherreisten und so auch die entfernteren oder peripheren Betriebe, die andere Rittergutsbesitzer mithin nur ein- oder zweimal im Jahr [gewöhnlich an den Zahltagen] inspizierten, nicht aus dem Blick verloren. Wo den Adlers schon am Lebensstil des Adels nichts gelegen war, so konnten sie auch für deren Prestigebauten keinerlei Interesse auf-bringen. Sobald auf ihren Besitzungen ein altehrwürdiger Herrensitz, wie das Schloß Rößnitz oder die Burg Plohn, nicht mehr nutzbar wurde, rissen sie es bedenkenlos nieder und setzten einen mitunter rein zweckmä-ßigen Nachfolgebau an dessen Stelle. Weit häufiger aber – und zwar bei den meisten ihrer neuerworbenen Güter – ließen sie die Wirtschaftsgebäude durch Modernisierung oder Neubau ihren Bedürfnissen anpassen.

   Nach der Bauernbefreiung und den Ablöseverhandlungen um die Frondienste und anderen Grundstücks-dienstbarkeiten nach 1848 ging es mit den Rittergutswirtschaften der Adlers langsam bergab. Dabei war es wohl weniger das Problem, dass sie von nun an jede Arbeit gesondert entlohnen mussten oder den Weg der neuzeitlichen Landwirtschaft [mit Ertragssteigerung durch Melioration, veredeltem Saatgut, Agrochemie und dergleichen] nicht beschritten, sondern eher dass ihre vier rittergutsbesitzenden Hauptlinien ab der dritten Generation keine fähigen Erben mehr hervorbringen konnten, wohl weil – vornehmlich um den Besitz zusam-menzuhalten – im Vorfeld zu viel untereinander geheiratet worden war. Was jedoch weiter blühte, das waren ihre zahlreichen Nebenlinien, von denen allein die von den Crispendorfer Rittergutspächtern aus Hartmannsgrün abstammenden Bauern-Adlers noch heute mit 5-6 Familien [u.a. in Crispendorf und Dreba] vertreten sind. Einem anderen Zweig indes entstammen die Besitzer der bekannten Modekette Adler, welche den Eisenacher Genealogen Felix Humberg in den 2000er-Jahren mit der Erstellung eines Familienstammbaums beauftragten. Nach Humbergs Erkenntnissen sollen auf den Begründer des Geschlechts, Adam (I.) Adler, etwa 20.000 Nachfahren zurückgehen. Dessen ungeachtet tut sich die vogtländische Regionalgeschichtsforschung bis heute sehr schwer mit den Adlers. Zu DDR-Zeiten wurden sie in den heimatkundlichen Veröffentlichungen gerne ausgespart, aber auch seit der Wende ist kaum etwas über sie erschienen, obwohl allein über die Rößnitzer Linie an die 30 lfm. Aktenmaterial im Dresdner Staatsarchiv auf seine Erschließung wartet. Selbst eine von dem Historiker Tim S. Müller 2005 verfasste Magisterarbeit über die vogtländischen Rittergüter fand in der Bevölke-rung längst nicht das erwartete Interesse.1

 

 

Die „Rittergut-Adlers“ und ihre Beziehungen zum rechtssaalischen Oberland

 

Im Nachfolgenden wollen wir die, mit den Gutsbezirken Groß-Erkmannsdorf, Knau-Bahren und Tausa-Bucha ver-bundenen beiden Adlerlinien zu Hartmannsgrün und Rößnitz genealogisch etwas beleuchten. Wie gesagt, ist über den Stammvater des Hauses – Adam Adler – kaum etwa bekannt. Manche meinen, er wäre aus einer ähnlich benannten böhmischen Familie aus Eger gebürtig, und zwar allein deswegen weil die Stadt, von seinem späteren Wirkungsort Mühlhausen bei Adorf nicht allzuweit entfernt liegt. Bei näherem Hinblick erscheint diese Mutmaßung jedoch etwas weit hergeholt. Die Einwanderung einer sonst unbekannten Familie ins Vogtland in den mit großen Bevölkerungsbewegungen verbundenen Jahren nach dem 30-jährigen Krieg war nämlich gar nicht so ungewöhnlich, zeigen doch die Kirchenbucheinträge und Steueranschläge der Zeit vor 1618 und nach 1648, beinahe allenortens an, dass ein Viertel, ein Drittel und in den besonders von Pest, Feuer und Schwert heimgesuchten Städten und Dörfern sogar die Hälfte der alten Familien abgegangen und andere, landfremde an ihre Stelle getreten sind. Unter Adam (I.) Adlers Sohn, den 1661 in Mühlhausen geborenen Johann Adam Adler (I.), begeben wir uns dann schon auf sicheres Terrain. Er war Einwohner von Mühlhausen, Pächter zu Breitenfeld [1724], Pächter auf den Stubenbergischen Gütern in Neundorf und Straßberg [1739] sowie Pächter auf dem Gut Reitzenstein in Schönberg am Kapellenberg und besaß sogar ein eigenes Wappen. 1689 vermählte er sich in Eichigt bei Adorf mit Barbara Müllerin [*1671 in Bergen], die ihm eine Tochter und sieben Söhne schenkte, welche alle ihrer Beerdigung im Jahre 1738 beiwohnten. Johann Adam (I.) selbst lebte zuletzt in Schönberg bei Plauen und starb dort 1742. Von seinen Kindern begründete Johann Adam (II.) [1690-1761] die Hartmannsgrüner Linie, Adam (II.) [1694-1780] die Rößnitzer Linie, Johann Paul die Grobauer Linie während Johann Georg [1696-1761] und seine Söhne bis 1780 auch Anteile an Rößnitz hielten. Besagter Johann Adam (II.) Adler aber war mit Margarethe Sörgel [1702-1743] verheiratet und hatte mit ihr sieben Kinder. Er lebte erst in Mühlhausen/Vogtland. 1729 war er Pächter der beiden Watzdorfschen Rittergüter in Syrau und erkaufte 1739 das Rittergut Hartmannsgrün, lebte aber Anfang der 1740er-Jahre auf Unterneundorf und starb am 18. Dezember 1761 in Hartmannsgrün, nicht ohne 1758 für seine beiden Söhne Johann Nicol [*1729] und Johann Georg [*1731] zuvor noch das Rittergut Crispendorf gepachtet zu haben. Während Johann Georg [*1731] zusammen mit seiner Ehefrau Magdalena, einer geborenen Peip, die Pachtung später allein hielt, pachtete sein Bruder Johann Nicol [*1729] im Jahre 1770 das Schlossvorwerk zu Burgk, erkaufte 1775 das benachbarte Rittergut Groß-Erkmannsdorf und starb 1796 auch ebenda. Zusammen mit seiner Frau Eva Maria [1746-1810], einer geborenen Wetzel [auch Wezel, Wazel] aus Crispendorf, hatte er 10 Kinder, von denen Heinrich Friedrich Christian [1770-1838] eine Büttner aus Dittersdorf, Johann Wilhelm [1774-1823] eine Zimmermann aus Pahnstangen, Johanne Christiane [*1780] ebenfalls einen Wetzel aus Crispendorf und Johann Gottlob [1786-1852] die Tochter des Klein-Erkmannsdorfer Rittergutsbesitzers Johann Georg Dietz heiratete und später in Schöndorf lebte.

 

    Ein anderer Sohn von Johann Adam (II.) Adler, Johann Michael Adler [1736-1810], heiratete seine Cousine Johanne Christiane [1740-1793], die Tochter seines leiblichen Onkels Johann Nicol Adler. Er wurde Besitzer der Rittergüter Hartmannsgrün und Tausa [mit Bucha] und starb 1810 in Tausa. Die 4 Kinder des Paares waren Christian Wilhelm [*1773], der Wilhelmine, die Tochter des Rittergutsbesitzers Johann Gottlieb Hüttner auf Pirk heiratete, das Rittergut Tausa erbte und 1835 dort starb, Christian Gottlieb [1771-1777], Christiana Henrietta [1768-1777] sowie Friederica Wilhelmina [*1766], welche sich mit dem Advokaten und späteren Rudolstäd-tischen Hofrat und Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn auf Knau, Friedrich Wilhelm Adler, vermählte und 1837 auf Tausa starb. Besagter Friedrich Wilhelm entstammte der von seinem Großvater Adam (II.) Adler [1780] begründeten Rößnitzer Linie des Geschlechts. »Er war in Plauen auf der Schule, und studierte zu Leipzig die Rechte. Nach vollendeten Studien übte er sich in Plauen in der Praxis.«1 Sein Vater Johann Georg [*1723] hatte seinen 2/4-Anteil an Rößnitz seinem Schwiegersohn Johann Georg Adler junior zu Neukirchen überlassen und dafür im Jahre 1770 für seinen Sohn das Rittergut Knau gekauft. Seine Ehefrau Rosine Maria [1731-1781] war die Tochter von Wolf Adam Adler dem Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn zu Unterlauterbach. Als ältester Sohn des Paares zog Friedrich Wilhelm [1753-1808] nach Knau, wo er seinen Vater in dessen Wirtschaftsangelegenheiten beistand. »Noch bey Lebzeiten seines hw. (geb.) Vaters übernahm er als einziger männlicher Erbe das Rittergut, überließ iedoch demselben die Verwaltung desselben bis an seinen Tod der im J.(ahre) 1789. d. 12. Sept. im 66 Lebensjahre erfolgte. In ehe diesem Jahr vermählte er sich mit Jgfr. Friedericke Wilhelmine Adlerin des hw. (geb.) Jo. Mich. Adlers Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Hartmannsgrün einzige Jgfr. Tochter. Den 27. Febr. Gw J. war die feierl. Trauung allhier. Im J. (…...) erhielt er den Charakter als Hofrath vom Fürst zu Rudolstadt. Vor 7 Jahren bezog er das von ihm erbaute neue Schloß.«2 zu Knau. Friedrich und Friedericke Adler hatten vier Kin-der. Ihre ältere Tochter Auguste Henriette [*1790] heiratete den Kaiserlich Österreichischen Rittmeister Johann Friedrich Franz von Görschen, während die jüngere Tochter, Amalie Wilhelmine Ernestine [*1793] sich 1831 in Laskau mit dem großherzoglich-sächsischen Oberförster in Wüstenwetzdorf Christian Wilhelm Heerwart [1784-1854] vermählte. Dieser war ein Freund des Vogelpastors Ludwig Brehm [1787-1864] aus Renthendorf und hat mit seinem Lebenswerk, der Erweiterung, weitgehenden Neuaufforstung und überhaupt Gestaltung des großen landesherrlichen Waldes um Auma große Anerkennung gefunden. Von den Söhnen des Knauschen Gutsbesitzerpaares heiratete Friedrich Ludwig Wilhelm Adler [1803-1835] im Jahre 1831 in Stelzen seine Verwandte Christiane Friedericke Sophie, die Tochter Johann Friedrichs Adler und Erbin des Rittergutes Tausa. Karl Ferdinand Wilhelm [*1796] hingegen vermählte sich 1823 in Lobenstein mit Concordia, der Tochter Augusts von Gehring, die 1866 auf dem Rittergut Wolfersdorf verstarb und deren Bruder, Vetter oder Sohn [?] Constantin von Gehring [1868] den Adlers noch vor dem Jahre 1840 im Besitz des Rittergutes Knau nach-folgte.3

 

 

Die Adlers der Rößnitzer Linie und ihre Beziehungen zur Unteren Orlasenke

 

Ein weiterer Vertreter der Rößnitzer Linie und gleichsam Enkel des Johann Adam (I.) Adler [1742] und der Bar-bara Müller war Johann Georg (II.) Adler. Er war Pächter des Rittergutes Wöhlsdorf und erwarb den Besitz-komplex Wöhlsdorf oberen Teils und Ranis das Dritte mitsamt dem Freigut Ranis für 29.312 Taler von den bisherigen Besitzern, der Familie Geyer von Geyersberg. Johann Georgs Vater – Johann Georg (I.) Adler [*1696, oo Maria Geipel aus Raun, 1761] zu Neunkirchen – war Gutspächter in Schönberg bei Plauen, Mitbesitzer des Rittergutes Rößnitz und Mitbelehnter an der Herrschaft Hartmannsgrün gewesen. Im Alter von 32 Jahren kaufte Johann Georg (II.) [*1737] von seinem Vetter Johann George zwei Viertel an dem väterlichen Gute zu Rößnitz, veräußerte diese nach 1780 aber an seinen Verwandten Johann Paul Adler und erwarb hierfür die Herrschaft Wöhlsdorf-Ranis. Zusammen mit seiner Ehefrau Johanna Christiana [*1756, oo 1776] der Tochter des Rittergutsbesitzers von Knau, Johann George Adler, hatte er fünf Kinder: [1] Christiane Charlotta Friederika [*1777], Friederica Henrietta [*1779], [3] Carl Friedrich Albert [*1781], [4] Christiana Wilhelmina [*1783], [5] Georg Wilhelm [*1788].4 Durch intensive Bewirtschaftung und Ansiedlung von Gutshäuslern werteten sie den Besitz in der Folgezeit enorm auf und sorgten dafür, dass Wöhlsdorf, wo über 300 Jahre lang nur das Doppelrittergut“ und ein Schafhof bestanden hatte, zu einem richtigen Gutsweiler avancierte, der 1821 schon wieder aus 6 Anwesen mit 44 Einwohnern bestand. Die Familie Adler blieb 46 Jahre im Besitz von Wöhlsdorf. Der bekannteste Vertreter ihrer hiesigen Linie war Dr. med. Georg Wilhelm Adler [*1788], der als beliebter Kräuterarzt ein beachtliches Vermögen erwarb und seine Freizeit zur Erkundung vorgeschichtlicher Stätten nutzte. Später wirkte er oft zusammen mit seinem Mitstreiter – dem Raniser Diakon Wilhelm Börner – als Archäologe im Auftrag des Altertumsforschenden Vereins zu Hohenleuben, dem er sich 1827 angeschlossen hatte. Im Jahre 1831 verkauften Georg Wilhelm und sein Bruder Carl Friedrich Albert ihre Besitzungen im Orlagau an die Gebrüder Herold aus Saalfeld [den späteren Begründern von Heroldshof] und verzogen 1833 nach Waltersdorf bei Gera, wo letzterer ein Rittergut erworben hatte. Hierauf verlegte Dr. Adler seine prähistorischen Forschungen in den Mittleren Elsterraum und verstarb im Jahre 1858 in Waltersdorf.

 

1 Zitiert bei Tim S. Müller: Mitteilungen über Friedrich Wilhelm Adler (1753-1808) auf Knau (29.09.2005).

 

2 Ebenda

 

3 Vgl. ebenda; Felix Humberg, Eisenach: Genealogische Datenblätter zu Abstammungsverhältnissen der Familie Adler 200X.

 

4 Vgl. Bernd Wiefel: Studien zur Sozialgeschichte der Herrschaft Ranis (10 Bände);Band IX: Bausteine zur Rittergutsgeschichte der Herrschaft Ranis, Olbernau 2006., S. 25f.; Humberg 200X.